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Größte Tafel in Baden Württemberg – Essen schafft Gemeinsamkeit

16.06.12 grüne Tischbänder, unendlich lange Tafel.....

 

 

Eine Festhalle voller Frauen, die es sich an einer 102 Meter langen, mäanderartig gestellten Tafel bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen gutgehen lassen, bei genauem Hinsehen hier und da ein Mann, ein paar Kinder. Viele reife Frauen, bunt gemischt aber mit allen Jahrgängen bis zur jungen Mutter mit ihrem Baby, in angeregtem Gespräch miteinander. Dazwischen Grüppchen in zartgrünen, gelben oder türkisblauen Poloshirts, das aufgedruckte Vereinsemblem verrät, woher sie kommen: Berglen,  Althütte, Oberberken. Was ist los in Althütte? Wie kommt es, dass an einem Samstag, wo doch jede schwäbische Hausfrau daheim genug zu tun hat, so ein fröhlicher Trubel an einer freundlich in hellgrün geschmückten Kaffeetafel herrscht?  Ursula Vollmer, Kreisvorsitzende des LandFrauenverbands Rems-Murr begrüßt als Ehrengast Bürgermeister Szuca, der immer vorbeischaut, wenn die LandFrauen in Althütte eine größere Veranstaltung haben.  Der LandFrauenverband Württemberg-Baden hat zu einem Aktionstag aufgerufen, „Die längste Tafel Baden-Württembergs“ und der Kreisverband Rems-Murr lädt seine 39 Ortsvereine nach Althütte ein. „Essen schafft Gemeinsamkeit“ heißt das Motto, das in 24 Kreisverbänden von Böblingen bis Main-Tauber und von Mannheim bis Ulm in ganz unterschiedlicher Form umgesetzt wird. Allen gemeinsam ist nur die einheitliche Dekoration in weiß und grün. Die Meterzahl der vielen langen Tafeln summiert sich an diesem Tag auf über 2,5 Kilometer und bietet Platz für weit über 8000 Gäste. Die Bewirtung der Großveranstaltung in Althütte mit Kaffee, Kuchen und später einem Vesper stemmt die eingespielte Mannschaft der dortigen LandFrauen um Ilona Belz, die von einigen teilnehmenden Vereinen als praktische Unterstützung mitgebrachten Kuchen ergänzen das Angebot zu einem überquellenden Kuchenbuffet, das keine Wünsche offen lässt.

Gemäß dem Jahresthema „Essen schafft Gemeinsamkeit“ steht das gemeinsame Genießen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Aber nur zum Kaffeetrinken treffen sich LandFrauen eigentlich nie. Die Kräuterpädagogin Barbara Schulz schart eine Gruppe interessiert lauschender Frauen zu einem lehrreichen Kräuterspaziergang um sich, auch die kleine Wanderung rund um Althütte mit  Maria Krauter lockt nach dem Kaffeetrinken viele Gäste an diesem warmen Sommertag nach draußen. Für alle anderen ist in der Festhalle einiges geboten: Verschiedene Stände mit Fruchtaufstrichen von Elsbeere bis Kaffeelade, Honig oder Likören laden zum Probieren und Kaufen ein, Kreatives aus Holz und Keramik wird angeboten, an mehreren Ständen kann das Wissen über Nahrungsmittel spielerisch getestet und erweitert werden. Großes Interesse findet auch die Vorführung von Techniken beim Tortenmachen, während die Cocktailwerkstatt mit alkoholfreien, fruchtigen Drinks im Nebenraum nur von wenigen entdeckt wird, was aber der Begeisterung der unter Anleitung von Gudrun Kayn-Scherneck mixenden Jugendlichen keinen Abbruch tut. Heimische Produkte werden nicht nur an den Ständen  angeboten, sie finden sich auch im Quiz über Apfel, Ei und Schokolade.  Um Lebensmittel wertzuschätzen, muss man etwas über sie wissen, sind die LandFrauen überzeugt.    Dann kann auch die Einkaufsmacht der Verbraucher etwas bewirken. Denn nur was gekauft wird, kommt auch in die Regale und die Kaufentscheidung bei Lebensmitteln liegt nach wie vor überwiegend in den Händen der Frauen. Aber auch der gesellschaftliche Aspekt des Essens muss wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Die früher als Treffpunkt der Familien selbstverständlichen gemeinsamen Mahlzeiten  sind weit mehr, als nur Nahrungsaufnahme und sollten deshalb nicht  aufgegeben werden.  Auf einer Karte zum Mitnehmen, die jeden Platz an der Tafel schmückt, sind 6 Leitsätze für eine nachhaltige Ernährung aufgeführt. Dort heißt es: „Nutzen Sie ihre Einkaufsmacht. Nur was Verbraucher kaufen, steht in den Regalen. Planen sie ihren Einkauf bedarfsgerecht und verhindern sie Verschwendung. Kaufen sie regionale und saisonale Lebensmittel, möglichst nah am Erzeuger. Bevorzugen sie Nahrungsmittel aus bäuerlicher, tier- und umweltgerechter Erzeugung. Beachten sie bei nichtheimischen Lebensmitteln das Angebot aus fairem Handel. Kochen und genießen sie ihr Essen- so oft wie möglich in Gemeinschaft.“